Wie jeden ersten Mittwoch im Monat traf ich mich mit meiner Freundin Katrin im Café Wien zum Frühstück. Nervös sah ich auf die Uhr, doch von Katrin war nichts zu sehen. Ich hatte mir schon einen Cappuccino bestellt, als ich aus dem Fenster blickte. Plötzlich sah ich sie mit schnellem Schritt und wehendem Haar auf das Café zukommen. Wie immer entschuldigte sie ihr spätes Erscheinen und hängte ihren Mantel – der eher wie ein Zelt aussah – an die Garderobe. Als sie sich mir gegenübersetzte, dachte ich: Was ist nur aus ihr geworden? Ihre Figur war unförmig, die Kleidung zu eng, und ihre Haare hingen in Strähnen am Kopf herunter. Doch bevor ich noch etwas sagen konnte, brach sie heraus: „Marie, Alex geht fremd!“
Inzwischen hatte die Kellnerin unsere Bestellung aufgenommen. Ich fragte vorsichtig: „Wie kommst du denn darauf?“ „Er war eine Woche angeblich geschäftlich unterwegs, aber das nehme ich ihm schon lange nicht mehr ab. Ständig ist er auch an den Wochenenden im Büro.“ Katrin redete schnell, ihre Stimme wurde lauter, und schon einige Gäste schauten neugierig herüber.
„Katrin, nicht so laut, bitte“, beschwichtigte ich sie. „Die Leute gucken schon.“ Die Kellnerin brachte unser Frühstück, doch Katrin war nur mit den Brötchen beschäftigt, als wäre das alles nur Ablenkung. Plötzlich sah sie mich so komisch an und fragte: „Was für ein Parfüm benutzt du?“ „Wieso?“, fragte ich vorsichtig. „Genauso riecht Alex seine Kleidung, und die Farbe deines Lippenstifts ist immer auf seinem Hemdkragen.“ Mir wurde mulmig, und ich rutschte auf meinem Stuhl hin und her. „Sag mal, Marie, du warst doch eine Woche in Urlaub.“ „Ja, auf Juist. Ich habe dort an der Woche der Besinnung teilgenommen“, erwiderte ich. Doch Katrin wurde rot im Gesicht und sah mich wütend an. „Du lügst! Die Woche der Besinnung findet erst im Oktober statt!“ schrie sie. Ich fühlte, wie die Situation außer Kontrolle geriet. „Was willst du damit sagen?“, fragte ich. „Meinst du, ich bin blöd? Immer wenn du bei uns bist, zieht dich Alex mit seinen Blicken aus. Ich habe kontrolliert, wann er angeblich im Büro oder auf Reisen war, und du warst nie zu Hause.“ Sie kramte in ihrer Tasche und zog einen schwarzen Netzstrumpf hervor, den sie mir vors Gesicht hielt. „So etwas trägst du doch!“, rief sie. „Sag mir endlich die Wahrheit.“ Ich konnte nicht mehr lügen und sagte leise: „Ja, ich bin mit Alex zusammen. Ich wollte das alles nicht, aber ich habe mich in ihn verliebt. Daran bist du auch schuld.“ Ihre Wut stieg, sie schlug mit der Hand auf den Tisch und ihr Gesicht verzerrte sich vor Ärger. Auch ich verlor die Fassung. „Sag mal, Katrin, hast du dich nie gefragt, warum Alex das macht? Schau doch mal in den Spiegel. Mit so einer Frau wie dir kann man sich doch nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen. Tu doch mal was für dich! Seit Jahren rede ich das, aber du hörst nicht.“ In einem plötzlichen Impuls schüttete sie mir den O-Saft ins Gesicht, stand auf und verließ das Café zornentbrannt. Die Blicke der Gäste trafen mich, und ich fühlte mich wie ein begossener Pudel.
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