Fleur träumt von der Ewigkeit

Wenn Fleur erzählt, fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Sie lacht und meint, dass es schon in der Bibel steht: "WENN IHR NICHT WERDET WIE DIE KINDER, SO WERDET IHR NICHT IN GOTTES NEUE WELT KOMMEN!“

Dieser Wirrkopf stellt sich die Ewigkeit als neue Erde ohne Satan vor. Manchmal wandelt Gott durch die Gegend. Wenn sie Lust hat, ruft sie mal nach oben und lädt Jesus kurz zu einer Tasse Kaffee ein, oder die zwei machen eine Bootsfahrt. Aber ständig will die junge Frau ihn nicht um sich haben. Man muss schließlich auch mal alleine sein oder Reisen machen und ferne Länder kennen lernen. Auch Nachbarschaftsbesuche müssen sein und Haustiere. Ein Löwe, der in der Ewigkeit nicht mehr gefährlich ist, soll ihr Kuscheltier werden. Natürlich kann sie seine Sprache dann verstehen und sich mit ihm unterhalten.

Ein Haus hat diese ulkige Nudel dort und einen Weinberg. Im Schatten ihres Weinberges sind es immer 40 Grad Celsius. Sie sehnt sich nach Wärme, doch braucht sie dieses Wohnung dringend als Rückzugsort. Es soll zugehen wie im Paradies, mit einer Einschränkung. Sie will Kleider tragen, nackend rennt sie da nicht herum.

Nein, in den Himmel will sie nicht, dort sind die Auserwählten. Die liegen zu Gottes Füßen und singen: „Hosiana“, und dienen ihm ständig. O, wie sie die Engel und Auserwählten bedauert, die haben nie Feierabend. Das wäre nichts für sie. Madame will auch mal einen Film im Fernseher ansehen oder schwimmen gehen. Fleurs neue Welt hat sehr viel Ähnlichkeit mit der alten Erde. Nur gibt es keine Krankheiten mehr, weil man Blätter vom Baum des Lebens kaut. Da hat man ein Immunsystem wie ein Schwein. Und der Teufel hat ausgedient, der schmort in der Hölle. Ein klein wenig beneidet sie ihn, weil er nie zu frieren braucht.

Nacherzählt von © Sabine Brauer