'Was für ein Glück', dachte Carmen. 'Dass ich mein Kind von Kalle verloren habe. Ich wäre auch in eine Sackgasse geraten, genau wie Petra jetzt.' Carmen schlug die Augenbrauen nieder, damit Markus nicht bemerkte, dass sich ihre Augen mit Tränen gefüllt hatten. Ihr Baby wäre jetzt etwa einen Monat alt. Ob Kalle auch darüber nachdachte? Wenn sie wieder im Bayern waren, würde sie seinen Brief beantworten. Er sollte wissen, wie es um seinen Freund Alex stand, und dass dieser Petra mit in den Abgrund zog. Wie sah Kalles Leben im Libanon aus? Er hatte kaum etwas darüber verlauten lassen. "Schatz", Markus klare Stimme riss sie aus ihren Gedanken. "Welche Abfahrt müssen wir denn nehmen?" Carmen schluckte und begann, im Handschuhfach nach dem Autoatlas zu wühlen. "Mein Gott!", stöhnte Markus. "Ich denke, du hast hier 18 Jahre lang gelebt und kennst dich aus." Er wurde ungeduldig. "Ja, aber wir sind damals immer mit der Straßenbahn, der S-Bahn oder dem Bus in Leipzig verkehrt. Mein Vater hatte nur ein Betriebsauto." Markus lachte arrogant. "Ich habe auch nur ein Betriebsauto." "Das ist etwas ganz anderes. Mein Vater durfte seine Privatfahrten nicht über das Betriebsauto abfeuern.", erwiderte Carmen trotzig. Markus schmunzelte. "Du bist unheimlich süß, wenn du wütend bist. Weißt du das eigentlich, Carmen? Ich fahre jetzt die nächste Abfahrt raus. Wir werden schon irgendwie in der City landen." Carmen fischte ihren Lippenstift aus der Handtasche und zog die Konturen nach. "Ja, du wirst dich schon zurechtfinden. Du bist doch sowieso der Größte!", meinte sie zynisch. Er lächelte verführerisch. "Ja, natürlich, was hast du denn gedacht?" Carmen seufzte. "Ich hatte gehofft, du würdest mich wirklich lieben." Instinktiv trat er auf die Bremse. Carmen flog in Richtung Frontscheibe. "Natürlich liebe ich dich, Schatz. Wie kannst du nur daran zweifeln?" Seine Stimme klang zornig. "Ich zweifle ja nicht einmal daran, Schatz." Sie äffte seine Stimme nach. "Aber ich weiß nicht, was Du sonst noch so treibst. Ich gehöre nicht so sehr zu deinem Leben, wie ich es gern hätte." Markus hatte die Autobahn verlassen und parkte seinen BMW auf dem Randstreifen. "Was willst du denn noch, Carmen?", fragte er verzweifelt. "Du bist bei mir eingezogen. Wir haben dieses Wochenende bei deiner Familie verbracht. Du kannst mich auf Schritt und Tritt überwachen, wenn du willst." Seine Stimme klang inzwischen genervt. Carmen wusste nicht, was sie von ihm hören wollte. Es war alles zu viel für sie. Sie begann, leise zu weinen. Markus nahm sie in die Arme. "Schatz, warum weinst du? Habe ich dir wehgetan?" Carmen schmiegte sich an ihn. "Nein, du hast mir nicht wehgetan, aber irgendwie tut mir trotzdem alles weh. Fahr weiter, Markus. Lass uns einen Parkplatz suchen und durch die City bummeln. Ich glaube, das Völkerschlachtsdenkmal muss ich heute nicht unbedingt besteigen. Außer du möchtest es unbedingt." Er schüttelte den Kopf und meinte mit sanfter Stimme. "Lass uns durch die Stadt gehen. Ich kaufe dir was Schönes, und dann essen wir ganz toll zu Mittag." Sie nickte mit tränennassen Augen. "Im Auerbachs Keller, wie du es dir gewünscht hast.", fügte sie leise hinzu. Er beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie zärtlich auf den Mund. "Schatz, du hast mir doch versprochen, dass du mir deine Heimatstadt zeigen wirst." Sie nickte stumm. Als sie beide aus dem Auto ausgestiegen waren, nahm er sie bei der Hand und meinte sanft. "Komm, Schatz, lass uns gehen!" Sie folgte ihm widerstandslos.
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