Nachdem Carmen und Markus mit Petra gefrühstückt hatten, brachen sie in Markus' BMW nach Leipzig auf, um das Völkerschlachtdenkmal zu besichtigen, in der City zu bummeln, und so war es Markus' Wunsch, im Auerbachs Keller Mittag zu essen. Carmen hatte ihre Schwester eingeladen, sie zu begleiten, doch Petra hatte abgelehnt und erklärt, sie hätte noch eine ganze Menge im Haushalt zu erledigen und außerdem bezweifelte sie es, dass sie die vielen Stufen bis auf die Aussichtsplattform des Völkerschlachtdenkmals in ihrem Zustand bewältigen würde. Markus wechselte einen raschen, liebevollen Blick auf Petra. Anscheinend war er dankbar, dass sie Carmens Angebot ausgeschlagen hatte. Sie winkten Petra zu, die in der Haustür stand und dem Auto nachsah. "Wenn ich gewusst hätte, dass so schönes Wetter wird, hätte ich uns für die Reise ein Vabriolet gemietet.", meinte Markus gutgelaunt. Carmen lächelte glückselig. "Das können wir ja nachholen, wenn wir wieder in Bayern sind. Es ist noch viel toller, in einem Cabriolet in die Berge zu fahren." Sie legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel. Er nahm seine rechte Hand vom Lankrad und legte sie über ihre. "Du hast Recht, Carmen, und wenn ich ehrlich bin, sehne ich mich auch schon wieder nach den Bergen. Ich bin froh, wenn wir wieder heimfahren." Carmen führte seine Hand zärtlich zum Lenkrad zurück. Sie mochte es nicht, wenn er so unkonzentriert Auto fuhr. Es machte Ihr Angst. "Es hat dir bei meinen Leuten nicht besonders gefallen, stimmt's?", fragte sie skeptisch. Er schüttelte den Kopf. "Nein, das verstehst du falsch. Der Tag bei deinen Eltern war sehr nett. Wir sollten öfter zusammen Doppelkopf spielen. Es war sehr unterhaltsam. Und ich kann mir gut vorstellen, wie es war, als ihr beiden Mädchen noch zu Hause wart. Für deine Eltern ist es bestimmt schwer, binnen kurzer Zeit drei von vier Kindern zu verlieren." Carmen unterbrach ihn barsch. "Mich haben sie nicht verloren. Ich lebe nur räumlich von ihnen getrennt. Alex hat ihnen Petra und Stefan genommen. Weißt du, dass Petra meine Eltern erst einmal besucht hat, seit sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Und meine Mutter hat sie dort täglich besucht. Ich finde, es ist eine Schande." Markus fuhr galant auf die Autobahn auf. "Irgendwie kann ich deine Schwester schon verstehen. Alle aus eurer Familie außer Stefan haben nichts anderes im Sinn, als ihr einzureden, dass Alex, den sie liebt, nicht der richtige Mann für sie ist. Und das will sie natürlich nicht hören." Carmen ärgerte sich über Markus' Meinung. "Du hast es also vermieden, mit Petra über Alex zu reden, um bei ihr nicht in Ungnade zu fallen.", mutmaßte sie trotzig. Für einen kurzen Moment ließ er bei einer Geschwindigkeit von 230 km/h das Lenkrad los, um die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Carmen fuhr erschrocken zusammen. "Verdammt Carmen, ich habe mit Petra über Alex gesprochen, aber sie hat sofort abgeblockt. Sie hat mir unmißverständlich zu verstehen gegeben, dass wir sie und Alex in Ruhe lassen sollen. Und damit hat sie Recht, Carmen. Wir sind alle erwachsene Leute und in der Lage, über unser Leben selbst zu entscheiden. Das sollten wir respektieren, auch wenn es um Alex und Petra geht." Carmen schwieg deprimiert. Sie hatte gehofft, er als Außenstehender würde an Petra herankommen. Aber wahrscheinlich war bei ihrer Schwester Hopfen und Malz verloren. Schließlich erwartete sie Zwillinge von diesem Kerl.
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