FRÜHLING, die Natur erwacht aus ihrer Winterstarre, sie reckt und dehnt sich, indem sie ihre Äste ausbreitet und damit zeigt, jetzt ist sie bereit, all ihre Kraft in Baum, Strauch und in jeden Grashalm zu stecken. Der Wald sieht prächtig aus, das helle, junge Grün der Blätter, wetteifert mit dem Grün der Büsche und dem sprießendem Teppich der Gräser.
Eine gesunde Natur, lässt auch die Tiere in den Wäldern, auf den Feldern und Wiesen, Jubilieren. Der Igel verlässt seine Laubburg und begibt sich auf Nahrungssuche, Haseneltern stellen ihr Nachkommen vor und der Fuchs lächelt grimmig in sich hinein, das wird ein Sommer des Überflusses. Wer genau hinhört, vernimmt in den Tiefen des Waldes, das beharrliche Hämmern eines Spechtes, Reh und Wildschwein halten sich noch in der Deckung. Der Frühling steckt noch in den Kinderschuhen, da denken wir bereits an den kommenden Sommer. Die Schrebergärtner bringen ihre Gärten “auf Vordermann”, jeder vorwitzige Grashalm wird schonungslos ausgerupft, “wo kommen wir denn hin, wenn hier Wachsen kann was will?” Jeden Morgen wird nach den Erdbeeren geschaut, die große Glasbowle steht schon bereit, Früchte, Wein und Zucker aufzunehmen, um dann in geselliger Runde, sich einen gehörigen Rausch anzusaufen. Zuvor gibt es frisch geernteten Rhabarber, als Belag auf einen Hefekuchenteig, mit aufgeschlagener Schlagsahne … hm. Ich “höre” schon, wie der Kaffee duftet!
Aber da gibt es auch noch die besinnlichen Stunden. Wie war es doch schön, als man noch zu Zweit in den Mai tanzte, diese unbekümmerte Fröhlichkeit, das helle Lachen, der erste Kuss, das vorsichtige Berühren…
Heut sitzt man allein auf einer alten Bank, versucht mit einen kleinen Schluck Wasser, eine Schmerztablette zu Schlucken, man meidet die Sonne, an Maibowle erinnert man sich nicht mehr. Wenn nur die Schulter und das Bein nicht mehr so schmerzen würden. Der Husten wird auch nicht besser.
Der schönste Frühling, das herrlichste Grün, die flotteste Musik, das Alles interessiert jetzt nicht mehr.
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