Ein ganz normaler Tag

Rentnerleben, ich sitz beim Frühstück. Nun könnte ich ja sonst was erzählen, was ich mir so Munden lasse, nee, mach ich nicht, mein Frühstück besteht aus Kaffee, Brötchen, Butter und Marmelade.

Eigentlich kenne ich das auch nicht anders. Vor ein paar Jahren noch, als ich meine kleine Villa im großen Garten hatte, war es schön, an sonnigen Tagen, mein Frühstück auf meiner Terrasse einzunehmen.
Aber auch da gab es stets das Gleiche.

Nach dem Frühstück wird ins Laptop geschaut, na ja, Werbung, Werbung.
Also ziehe ich mich an, geh in die Stadt und erblicke die alte Frau Weikmann, aber auch sie hat mich gesehen und steuert mit ihrem Rolator nun auf mich zu.
Ausweichen konnte ich nicht mehr (sie ist sehr Schwerhörig), so brüllt sie mich laut an.
“Ja mein, i hob di jo solang net nicht gesehen, wie geht’s denn so?”
Ich brülle zurück…” Gut, es geht mir gut!”
Sie…”Jo des is so schrecklich mit der Flut, die armen Leut!”
Ich… “ja das tut mir auch sehr Leid!”
Ein paar Leute sind stehen geblieben und hörten nur aus der Ferne zu.

Sie…I hob do mol a Frag an di, host noch a Sex?”
Ich blickte sie etwas fassungslos an?

Einer der Zuhörer rief, “Nu sags ihr scho, haste noch?”
Ich brüllte zurück…”Das musst du doch am besten Wissen, du bist doch dabei immer meine Hauptperson!”

Sie…Wos? Pfui Deibel, so was ghört doch eingesperrt!”

Ein zufällig vorbei fahrender Streifenwagen der Polizei stoppte am Straßenrand, dem Polizisten muss wohl langweilig gewesen sein, denn er stieg aus und kam auf uns zu.

No, was ich denn das für eine Zusammenrottung?!

Die fernab stehenden Neugierigen kamen näher, "zwee Kerle ham a Sex mitanand!”

Er…Wos bitt schön?”

Sie …Jo, des hams selbst gesagt!”

Er schaut mich an. “Stimmt dos?”

Ich..”Das müssen sie die Dame schon selber Fragen!”

Er…. “Wor die dobei?”

Ich Lache, “nein, das hier scheint alles eine Art Verwechslung zu sein!”

Ich versuchte die Sache aufzuklären, aber da kam ein Anruf für den Beamten, welcher ihn zu einem Einsatz befahl.

Die nur noch wenige Neugierigen zerstreuten sich und ich war wieder mit Frau Weikmann allein.

Mit sichtbarem Ekel im Gesicht sah sie mich an…”Hauptsach swar schee!”

Ich brüllte zurück…”Mit Nichten, mit Nichten!”

Sie….”Ach i hob denkt, du hascht ko Verwandtschaft net, aber Nichten sin jo wohl ko Verwandtschaft, wenns euch um a bissel Sex geht’s!”

Ich ging nach Haus und schloss mich ein. Was für ein Tag.

© Günter Weschke