Schlecht waren die Zeiten. In der Wohnstube bullerte der Kanonenofen. Die übrigen Räume blieben wochentags in der Regel ungeheizt. Bitterkalt waren die Nächte. Morgens saßen auf den Fensterscheiben im Schlafzimmer oft Eisblumen.
Adventszeit – Fastenzeit. Streng gehandhabt, auch für Kinder. Köstliche Ausnahme: Nikolaus.
Plätzchen backen und stibitzen. Getuschel, Geheimnisse in allen Ecken. Zusammenrücken in der warmen Küche. Beieinander sitzen, geborgen sein, spielen, singen, erzählen, lachen, heimlich 1000 Wünsche haben, Weihnachten erwarten.
Kohle-Ferien. Schneeberge. lange vor Weihnachten schon. Schlittenfahren und Spaß beim Schneemann bauen. Abends gefrorene Finger, rot und kribbelnd. Heißer Tee zum Aufwärmen. Wohlig unter der Wolldecke stecken. Märchen hören. Sich unbeschreiblich wohlfühlen.
Wunschzettel schreiben: Erst ins Unreine, dann säuberlich. Ein neues Kleid für Puppe Frieda, ein Kettenkarussell, ein Laubsäge-Kasten. Nachts strickt Mutter heimlich bis in den Morgen an Friedas neuem Kleid. Vater baut im eisigen Keller ein Kettenkarussell für seinen kleinen Klaus.
Die Türchen am Adventskalender sind fast alle geöffnet. Jetzt steht Weihnachten vor der Tür. Großreinemachen. Jeder hilft mit. Keiner kann sich davor drücken. Alles blinkt. Ein paar Tage noch. Oh, wie kriecht die Zeit!
Es schneit. Dicke Flocken fallen. Es will gar nicht mehr aufhören.
Abends, wenn die Straßen menschenleer sind, glitzert der Schnee im Schein der Laternen, aber noch viele Male schöner im Licht der Sterne. Eine unberührte, weiße Fläche, wie besetzt mit funkelnden Diamanten.
Heiligabend. Auf dem Tisch Brot und Salz. Vater liest das Weihnachtsevangelium vor. Wie in jedem Jahr. Dann endlich, endlich Bescherung. Nichts kann heutzutage den Glanz und die Pracht erreichen, die früher das natürliche Kerzenlicht am liebevoll geschmückten Christbaum entfachte und in seiner Schönheit alle still und andächtig werden ließ.
Das Kirchenschiff, ungeheizt. Es konnte die Besucher kaum fassen. Frohe Weihnachten sagte man zueinander und stapfte durch Kälte und Schnee nach Hause, Freude im Herzen.
beim Lesen deiner Geschichte kamen Erinnerungen in mir hoch. So habe ich auch Weihnachten erlebt. Es war eine schöne unbeschwerte Kindheit. Meine Mutter war Wochen vor dem Fest mit Stricken und Nähen beschäftigt. Bis weit in die Nacht hörte ich ihre Nähmaschine. Mein Vater war auf der Bühne, wo seine Hobelbank stand, Wochen vorher mit dem Puppenstubenbau beschäftigt. Heiligabend ging es in die Kirche, die immer voll war. Schnell machten wir uns auf den Weg, um wieder in die warme Stube, die ja nur an den Wochenenden und Feiertagen geheizt wurde, zu kommen. Nach der Bescherung wurde gegessen. Später kamen zwei Familien, die bei uns zur Miete wohnten, dazu. Es war immer eine fröhliche Runde.
Dein Bericht über Weihnachten, wie es einmal war, ist großartig. Jeder Satz, jedes Wort, kann ich durch eigenes Erleben nur unterstreichen. Ich habe das Weihnachten meiner Jugend vor Augen und sehe sogar noch den Schlitten, auf dem ich saß. Wunderbar erzählt.
Ja, liebe Annelies, so war es und es war schön. Nur das Fasten vorher und das Salz das kenne ich nicht. Wollen wir versuchen, ein Stück von dieser Heimeligkeit an unsere Enkel weiterzugeben.
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