Jaulend heult ein nasskalter Wind durch die kleinen Gassen des Städtchens. Die Straßen sind menschenleer, jeder ist froh, eine warme Stube zu haben, in die er sich zurückziehen kann, einen heißen Kaffee trinken und den am Fenster vorbei fliegenden letzten Blättern mit einem Achselzucken, nachschauen kann. Ja so ist er, der November.
Frau Obermüller, die im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses wohnt, sitzt am Fenster und schaut dem Treiben ebenfalls zu. Ihr alter Kater hat sich zu ihren Füßen zusammen gerollt und schnurrt behaglich vor sich hin. Der Kaffee, den sie sich gerade aufgebrüht hat, steht vor ihr auf dem kleinen, runden Tisch und verströmt einen angenehmen Duft. Frau Obermüller schließt die Augen und träumt vor sich hin. Sie schreckt hoch, als es plötzlich an ihre Fensterscheibe klopft. Eine Gestalt steht vor dem Fenster und hebt bittend die Hand. Sie erblickt einen Menschen, eine dünne Jacke, abgewetzte Hose und Sandalen an den Füßen, sein mageres Gesicht schaut blicklos zu ihr auf. Etwas hilflos blickt sie auf diese armselige Gestalt, aber dann nickt sie dem Mann zu, macht eine Handbewegung zur Tür, steht auf, geht in den kleinen Flur und öffnet die Wohnungstür.
"Kommen Sie herein!", sagt sie, der Mann betritt die Wohnung und sagt, im gebrochenem Deutsch: "Ick heißen Jussuf, bin Afghanisten!" Sie öffnet die Tür zur Stube, winkt dem Mann zu und sagt: "Hier, nehmen Sie doch bitte Platz!" Der Mann setzt sich scheu und zum ersten Mal geht ein kleines Lächeln über sein Gesicht, als Frau Obermüller ihm eine Tasse Kaffee hinstellt und dazu etwas Gebäck auf einen zweiten Teller legt. Sie nickt ihm aufmunternd zu und er nimmt die Tasse an den Mund und trinkt mit geschlossenen Augen. Mit einem kleinen Seufzer stellt er die Tasse zurück und sagt: "Danke, ick war so kalt!" Frau Obermüller versucht ein kleines Gespräch, bei dem sie erfährt, ja, er kommt aus Afghanistan, ist ein Flüchtling, er ist 38 Jahre alt, und er ist ein Kinderarzt. Vor dem Wohnheim, in dem er untergebracht worden war, ist er gestern überfallen und ausgeraubt worden, man hat alles gestohlen, was für ihn noch von Wert war. Zu Fuß ist er die zwanzig Kilometer gelaufen, bis hier her, zurückgeht er aber nicht mehr. Frau Obermüller ist entsetzt, sie war als Kind, mit ihren Eltern Vertrieben worden, ist also selbst auch ein Flüchtling und sie kann sich erinnern, wie furchtbar damals das Leben war.
Entschlossen diesem Mann zu helfen, geht sie ins Schlafzimmer, öffnet einen großen Kleiderschrank und bringt etwas später ein paar Sachen ihres verstorbenen Mannes in die warme Stube, wo der Fremde noch immer sitzt. Mit großen Augen blickt er auf Schuhe, Socken, Hemd und Pullover, warmer Jacke und sogar noch eine Tasche. Sie sagt ihm, dass es alles Sachen von ihrem Mann sind, die er als Geschenk annehmen möchte. Dann erklärt sie ihm aber auch, dass sie mit ihm zur Polizei gehen muss, denn er muss sich wieder dort melden, sie will den Beamten sein Schicksal erklären und ihm auch später helfen.
zu deiner Geschichte passt der Wochenspruch für diese Woche: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Micha 6,8 Genau das hat Frau Obermüller gemacht.
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