Carmen und Markus hatten den 9.9. als Hochzeitstag gewählt. Ihr erschien der Termin etwas verfrüht, aber Markus hatte darauf bestanden. Offensichtlich wollte er unbedingt vor Toby in den Hafen der Ehe einlaufen. Carmen hatte nachgegeben. Immerhin waren bis dahin noch fast zwei Monate Zeit. Markus war der Meinung, dass sie Carmens Mutter unbedingt bald nach Stinau einladen sollten, damit sie sich mit seiner Mutter und seinem Stiefvater bekanntmachen konnte. Des Weiteren wollte er eine Reise für die Flitterwochen buchen. Er hatte vor, das Ziel selbst zu bestimmen, bat sie jedoch, nach der Hochzeit 10 Tage Urlaub zu nehmen. Markus wollte, dass sie auf Stinau heirateten. In der kleinen Wohnung ihrer Mutter wäre das wohl kaum möglich und wozu eine teures Restaurant anmieten, wo auf Stinau doch tatsächlich genug Platz war. "Eigentlich wird die Hochzeit im Elternhaus der Braut ausgerichtet.", gab Carmen vage zu bedenken. "Willst du das deiner Mutter wirklich antun? Ich meine, der ganze Stress, nachdem dein Vater..." Carmen fiel ihm ins Wort. "Vielleicht sollten wir das lieber mit unseren Müttern besprechen, wenn meine Mutter nach Stinau kommt." Er nickte bedächtig. "Du hast recht. Wir sollten sie auf jeden Fall mit einbeziehen, nachdem sie bereits bei der Hochzeit von Petra nur Zaungast war." Die beiden ergingen sich tagtäglich in Hochzeitsplänen. Carmen war glücklich. Markus war rücksichtsvoll und zuvorkommend. Einen liebevolleren Ehemann konnte sie sich nicht vorstellen. Eines Abends, nachdem er sie von der Bibliothek abgeholt hatte, fuhr er mit ihr in seinem BMW Richtung München. "Wo fahren wir eigentlich hin?", fragte sie unsicher. "Lass dich überraschen, Schatz.", gab er charmant lächelnd zur Antwort. Sie hielten am Ortsrand von Vaterstetten in einer komfortablen Wohnsiedlung an. Er stieg aus dem Auto aus und beeilte sich, ihr die Beifahrertür aufzuhalten. Sie gingen ein Stück einen kleinen Weg zwischen sauber geschnittenen Hecken entlang bis sie vor einem schmiedeeisernem Tor standen, von dem aus der Blick auf ein neues, hellleuchtendes Einfamilienhaus fiel. Oh nein, es war kein Haus, es war eine Villa mit einem riesigen Garten. "Ich dachte, es würde dir gefallen.", sagte Markus feierlich. "Es ist wunderschön.", bestätigte sie. "Und es gehört uns, sobald wir den Vetrag unterschrieben haben.", meinte er triumphierend. "Wie bitte?", fragte sie verständnislos. "Ich habe mir erlaubt, es für uns zu kaufen.", gestand er und blickte sie erwartungsvoll an. Sie schüttelte den Kopf. "Aber es kostet doch bestimmt ein Vermögen.", rief sie aus. Er nahm sie in die Arme. "Hast du jemals daran gezweifelt, dass ich genügend Geld habe?" Carmen wandte sich mißtrauisch ab. "Du hast es gekauft, aber wir müssen erst den Vertrag unterschreiben. Wie soll ich das verstehen?", fragte sie skeptisch. "Nun ja, eigentlich ist alles klar. Es gibt da nur noch ein paar sogenannte Randbedingungen. Wir haben morgen einen Termin beim Notar. Und heute Abend werden wir uns gemeinsam den Vertrag durchlesen. Du kannst mir vertrauen, Schatz!" Carmen schluckte. "Aber warum haben wir uns das Haus nicht gemeinsam ausgesucht?" Er küsste sie auf den Mund. "Weil ich dich überraschen wollte." Carmen seufzte. "Das ist dir gelungen." Markus fuhr mit seiner rechten Hand in die Hosentasche und zog ein Schlüsselbund heraus. "So Schatz, jetzt schauen wir uns mal unser neues Zuhause genauer an." Er schloss das Tor auf. Carmen hielt die Luft an. "Du bist wirklich verrückt!" Er nahm sie auf den Arm und trug sie zum Haus. "Nein, nicht verrückt, nur verliebt, Schatz!"
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