Alex beobachtete eine deutliche Veränderung in Petras Wesen, seit er ihr den Computer geschenkt hatte. Sie wirkte aufgeschlossener, als hätte sie zumindest einen Teil ihrer Trauer begraben. Er ängstigte sich nicht mehr, wenn er seiner Arbeit nachging. Petra stand mit ihm am Morgen auf, sie kochte ihm Kaffee und bereitete ihm ein Pausenbrot. Sie kümmerte sich um die Zwillinge, erledigte die nötigen Einkäufe, nur in den Getränkemarkt fuhren sie gemeinsam, damit sie nicht so schwer tragen musste. Das einzige, was er bedauerte war, dass seine Frau am Abend so müde war und häufig schon beim Fernsehen einschlief. Und um das zu vermeiden, hatte sie sich in der letzten Zeit sehr bald verabschiedet, nachdem er nach Hause gekommen war und geduscht hatte. Sie leistete ihm noch beim Essen Gesellschaft, doch wenn er sich auf die Couch setzte, um fernzusehen, ging sie ins Bett. Alex brauchte noch etwas Ablenkung, ehe ihn der Schlaf übermannte. Er sah sich noch einen Film an, trank noch ein Weißbier und einen Whisky, dann ging er schlafen. Petra hatte das Licht bereits ausgeschalten. Er wusste, dass sie im Bett immer noch ein paar Seiten las, weil ihr Lesezeichen immer weiter nach hinten rückte. Aber wenn er sich neben sie legte, erkannte er an ihrem gleichmäßigen Atem, dass sie bereits fest schlief. Das hatte sie auch bitter nötig, und er trug es ihr nicht nach, auch wenn er spürte, dass sein Körper unwillkürlich in Wallung geriet. Obwohl es Petra offensichtlich besser ging, hatten sie seit mehr als drei Wochen nicht miteinander geschlafen. Selbst an den Wochenenden hatte sich keine Gelegenheit dazu ergeben. Sie hatten das schöne Wetter genutzt und waren den ganzen Tag mit den Zwillingen draußen gewesen. Sie waren in die Dübener Heide gefahren, hatten einen langen Spaziergang und auf einer Wiese Picknick gemacht. Am Sonntagvormittag hatte Alex die Fenster geputzt, während Petra die Zimmer gesaugt, Staub gewischt und ein köstliches Mittagessn zubereitet hatte. Am Nachmittag kamen Stefan und Astrid zu Besuch, und sie waren gemeinsam mit den Zwillingen in den Tierpark gegangen. Petra war abends so erschöpft, dass sie sich nach dem Abendessen ins Schlafzimmer zurückzog. Er hatte geglaubt, sie falsch verstanden zu haben und war ihr gefolgt. Er hatte sich neben sie gelegt und ihren Körper an seinen gepresst. Doch Petra hatte ihn sanft zurückgestoßen. "Alex bitte, ich kann jetzt nicht. Ich bin so müde. Ich möchte einfach nur schlafen. Es war ein so schöner Tag, aber ich bin einfach total geschafft." Er wandte sich ab und setzte sich auf die Bettkante. Petra sah ihn an und ahnte, was in ihm vorging. "Ich liebe dich Alex.", sagte sie und tätschelte seine Schulter. "Ich liebe dich auch.", erwiderte er. "Wir müssen morgen sehr früh aufstehen.", gab sie zu bedenken. "Ich würde jetzt wirklch gern schlafen." Er nickte und richtete sich auf. "Ich seh noch ein bißchen fern, und ich kann jetzt noch nicht schlafen. Ich schau nochmal bei den Zwillingen rein." Er begab sich zur Tür. "Danke.", hauchte sie. "Du bist mir doch nicht böse?" Er wandte sich zu ihr. "Nein, natürlich nicht, Petra." Dann ging er die Stufen hinab bis in den Keller und holte sich eine Flasche Weißbier aus dem Kühlschrank. In der Küche goss er sich ein Glas Weißbier ein. Der Fernseher lief noch. Er holte sich die Flasche Whisky aus der Bar, schenkte sich ein Glas ein und wusste, dass es heute nicht bei ein oder zwei Gläsern bleiben würde.
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