Als er am nächsten Morgen aufwachte, stellte Alex fest, dass der Platz neben ihm im Bett leer war. Petra lag auch nicht auf der Matratze, die eigentlich als Schlafplätze für ihn dienen sollte. Er blickte auf seine Armbanduhr und erschrak. Es war bereits nach 9 Uhr. Sicher waren die Anderen bereits beim Frühstück. Die Situation war ihm unangenehm. Wie hatte er nur so lange schlafen können? Er zog sich rasch an und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Dann trat er aus Petras Zimmer. Die Küchentür stand offen. Er sah Petra und ihren Vater das Geschirr für das Frühstück vorbereiten. Wenigstens blieb ihm die Peinlichkeit erspart, in die Frühstücksharmonie der Familie einzubrechen. Alex hörte Petras Vater sagen."Mädchen, was ist denn mit dir los? Du siehst so blass aus, als ob du die ganze Nacht nicht geschlafen hast. Bist du krank? Geht es dir nicht gut?" Er legte eine Hand auf Petras Schulter, die übertrieben geschäftig das Besteck aus dem Kasten sortierte. Alex befiel sofort das schlechte Gewissen. Er war gestern Abend, nachdem sie sich geliebt hatten, sofort in einen bärentoefen Schlaf gefallen, während Petra offensichtlich die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte, weil sie quälenden Gedanken nachhing, weil sie Angst davor hatte, ihre Eltern darüber aufzuklären, dass sie schwanger war. Alex betrat schweren Schrittes die Küche. Petra wandte sich erschrocken um. Er konnte später nicht mehr sagen, welcher Teufel ihn geritten hatte. Er hörte seine Stimme wie im Traum. "Petra ist schwanger. Sie wird Zwillinge bekommen, und ich werde sie sobald wie möglich heiraten." Nun fuhr auch Petras Vater wie vom Blitz getroffen herum. Versteinert blickte er Alex an. Carmen, die vom Flur her auftauchte und Alex' Worte gehört haben mußte, schlug ihn derb mit einer Hand vor die Brust. "Du gemeiner Bastard! Jetzt hast du endlich, was du wolltest!" Wenn Blicke töten könnten, wäre er nicht mehr unter den Lebenden, registrierte Alex beiläufig. Es hatte den Anschein, als wollte Carmen weiter auf ihn einschlagen, doch ihr Vater hielt sie zurück. "Carmen, beruhige dich bitte!" Natürlich wußte er, welchen Schmerz sie vor wenigen Wochen erlitten hatte. Petra stand mit wackligen Beinen gegen die Spüle gelehnt. Alex eilte auf sie zu und umarmte sie fest. "Petra, verzeih mir, ich habe geschlafen wie ein Bär, während du Ängste ausgestanden hast. Aber ich glaube, es ist das Beste, wenn wir ehrlich sind. Ich liebe dich, und ich werde für meine Familie sorgen." Petra sah ihn mit durchdringendem Blick an. Sie verstand ihn nicht. Gestern noch hatte er ihr erklärt, er hielte es für das Beste, sich mit zwei Trauzeugen davon zu stehlen, und ihre Familie vor vollendete Tatsachen zu setzen, und heute erklärte er ihrem Vater unumwunden, dass seine Tochter von ihm schwanger war, und das auch noch in doppelter Hinsicht. Über Petras Schulter hinweg, blickte Alex in die undurchdringlichen Augen ihres Vaters. Carmen hatte die Küche inzwischen wieder verlassen, wahrscheinlich um dem Rest der Familie die Neuigkeit zu überbringen. "Beweisen Sie, dass sie ein tüchtiger Mensch sind, und lösen Sie ihr Versprechen ein. Von mir aus könnt ihr heiraten, wann ihr wollt, wenn ihr wirklich die Absicht habt." Petra löste sich aus Alex' Umarmung und fiel ihrem Vater um den Hals. "Danke, Papa!" "Und Alex, Sie, nein du kannst mich gern Vater oder Papa nennen, wie du willst." Alex glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Er hatte Petras Vater auf seiner Seite, und das war mehr, als er erwarten durfte. Er wußte, dass das für Petra wichtig war. Und er würde ihren Vater nicht enttäuschen.
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