Carmen und Markus saßen im "Kastenwirt". Das war das Restaurant, das Markus' Appartement am nächsten gelegen war. Zu Fuß waren es nur gut 5 Minuten. Sie hatten hervorragend zu Abend gegessen. Markus wählte ein Steak mit Pilzen, während sich Carmen mit einem Ragout fin begnügte. Seit sie mit Markus zusammen war, hatte sie einige Kilo zugelegt. Und das lag zweifellos daran, dass er sie ständig in irgendwelche Restaurants schleifte. Seiner Figur schien das nicht zu schaden, andererseits war er jedoch der Meinung, dass Carmen, als sie sich kennenlernten, viel zu dünn war, so dünn, dass er sich anfangs an ihren spitzen Knochen gestoßen hatte. Doch Carmen spürte, dass sie allmählich kürzer treten mußte, um nicht mollig zu werden. "Carmen, übrigens hat uns Mama zu Weihnachten eingeladen.", riss Markus sie aus ihren Gedanken. "Wir sollen das Fest, am liebsten bis Neujahr bei meiner Familie verbringen. Aber ich habe ihr schon gesagt, dass ich für Silvester andere Pläne habe." Carmen horchte auf. Sie nippte an ihrem Sektglas. "Meine Eltern gehen davon aus, dass ich zumindest das Weihnachtsfest zu Hause verbringe.", meinte sie nachhaltig. "Ich schätze, da bekommen wir ein Problem.", konstatierte Markus sachlich. Sie schüttelte den Kopf. "Nein Markus, wir bekommen kein Problem, wir haben eins." Er nickte bestätigend. "So kann man es auch bezeichnen, aber ich bin der Meinung, wir müssen eine Lösung finden, bei der keiner zu kurz kommt. Wir müssen die Weihnachtsfeiertage irgendwie aufteilen und vom 29.12. bis zum 7.1. wollte ich eigentlich mit dir, deiner Schwester und ihrem Freund in den Skiurlaub fahren. Wir haben da so eine Hütte über Serfaus, das wäre zu viert genial." Carmen glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Eine Hütte in den Bergen, und Markus wollte mit ihr, Petra und Alex eine Woche dort verbringen. Vielleicht wäre das eine Chance für Petra und sie, einander wieder näherzukommen. "Und es würde dir nichts ausmachen, Petra und Alex mitzunehmen? Ich würde mich freilich sehr über eine Urlaubswoche mit dir und Petra freuen." Sie erwähnte Alex absichtlich nicht. Das war ihm klar. Er war lediglich das notwendige Übel, um ihre Schwester zu locken. Markus lächelte sanft, und seine blauen Augen leuchteten. "Ich möchte deine Schwester gern kennenlernen, und außerdem habe ich dir ja versprochen, dass ich diesem Alex auf den Zahn fühlen werde." Carmen war immer noch beunruhigt. "Aber wie klären wir das mit unseren Eltern? Ich kann nicht einfach das ganze Weihnachtsfest wegbleiben. Ich sehe meine Eltern ohnehin so selten..." Carmen schlug die Augen nieder. Markus tätschelte ihre Wange. "Was hältst du davon, wenn wir Heiligabend und den 1. Weihnachtsfeiertag bei deinen Eltern in Leipzig verbringen und anschließend dann für zwei Tage nach Stinau fahren und dann mit deiner Schwester und ihrem Bodybuilder nach Serfaus aufbrechen?" Carmen lächelte zufrieden. "Ich glaube, das ist eine ganz gute Idee. Ich muß eben nur meinen Eltern beibringen, dass ich nur zwei Tage in Leipzig sein werde. Aber ich denke, das werden sie verstehen." Carmen lehnte sich zurück. Markus berührte zärtlich ihre linke Schulter. "Ich freue mich schon darauf, deine Eltern kennenzulernen, ich meine natürlich auch deine Geschwister.", sagte er aufrichtig. Sie lächelte sanft. "Ich glaube, sie werden von dir begeistert sein. Alex hat nicht gerade wie der Blitz eingeschlagen. Zumindest Mama war ziemlich entsetzt. Papa hält sich ja immer sehr bedeckt." Er küßte sie auf die Stirn. "Ich glaube", sagte er leise. "Wir werden uns köstlich amüsieren."
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