In einem verwinkelten Hinterhof in Weimar, verborgen hinter efeubewachsenen Mauern, liegt ein kleines Antiquariat, das sich ganz der Poesie verschrieben hat. Die Regale biegen sich unter vergilbten Gedichtbänden, handgeschriebenen Manuskripten und vergessenen Versen, die einst Herzen bewegten und nun auf ihre Wiederentdeckung warten. Hier treffen sich Dichterinnen und Dichter aus verschiedenen Zeiten – nicht metaphorisch, sondern ganz real. Johann Wolfgang von Goethe sitzt am Fenster, den Blick auf die Gasse gerichtet, während Rainer Maria Rilke in einem abgegriffenen Notizbuch blättert. Ihnen gegenüber ein junger Poet mit Smartphone und Kopfhörern, der seine Texte in Reels und Hashtags denkt. Die Luft ist erfüllt von Fragen: Was bleibt von einem Gedicht, wenn die Zeit es überholt? Ist Reim ein Relikt oder ein Rückgrat? Und kann ein Vers, der einst in klassischer Form gegossen wurde, sich mit freier Rhythmik versöhnen? Goethe hebt das Haupt. „Die Form, mein Freund, ist nicht Fessel, sondern Gefäß.“ Der junge Dichter lächelt. „Und manchmal ist das Gefäß ein leerer Bildschirm, der auf Eingebung wartet.“ Zwischen den Zeilen entsteht ein Dialog, zart und widersprüchlich. Die alten Verse flüstern von Sehnsucht und Maß, die neuen von Bruch und Aufbruch. Doch im Antiquariat der verlorenen Verse ist beides erlaubt – das Pathos der Vergangenheit und die Ironie der Gegenwart.
Teil II – Die Versöhnung der Zeiten
Die Uhr tickt leise, als ob sie selbst lauscht. Goethe und der junge Dichter sitzen nun nebeneinander, ein Band von Hölderlin zwischen ihnen. Rilke hat sich zurückgezogen, schreibt an einem Gedicht über Rosen und Vergänglichkeit. „Ich habe eure Verse gelesen“, sagt der junge Dichter. „Sie sind wie alte Bäume – tief verwurzelt, aber manchmal schwer zu erklimmen.“ Goethe nickt. „Und eure sind wie fliegende Samen – leicht, aber wohin sie fallen, weiß man nicht.“ Ein Lächeln huscht über beide Gesichter. Die Zeiten versöhnen sich nicht durch Gleichklang, sondern durch gegenseitige Achtung. Der junge Dichter beginnt, einen Reim zu setzen – nicht aus Zwang, sondern aus Neugier. Goethe liest einen freien Vers – nicht aus Trotz, sondern aus Staunen. Im Antiquariat der verlorenen Verse wird kein Stil verbannt. Hier dürfen Worte wandern, sich verlieren und wiederfinden. Die Dichter schreiben weiter – gemeinsam, getrennt, versöhnt.
deine Geschichte erinnert mich ein bisschen an das Buch "Der Schatten des Windes" von Carlos Ruiz Zafon. Der kleine Daniel betritt mit seinem Vater den geheimen Friedhof der vergessenen Bücher.
das Buch kenne ich leider nicht, aber du hast mit diesem Hinweis meine Neugierde geweckt. Da muss ich mich mal in der Bibliothek erkundigen, ob sie es haben oder besorgen können.
Liebe Grüße und einen schönen Abend für dich und deine Lieben. Moni
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