Zwischen den Jahren – ein Briefwechsel mit mir selbst

Brief an mein jüngeres Ich

Liebe Floh,
du ahnst noch nicht, wie viel du tragen wirst.
Wie viele Abschiede du überstehst,
wie viele Neuanfänge du wagst,
wie oft du denkst, du schaffst es nicht –
und es trotzdem tust.

Du wirst lieben, verlieren,
und manchmal vergessen, wie wertvoll du bist.
Aber glaub mir:
Du bist stärker, als du denkst.
Nicht laut, nicht kämpferisch –
aber mit einer stillen Kraft,
die dich durch alles trägt.

Du wirst Menschen treffen,
die dich sehen, wie du wirklich bist.
Nicht perfekt.
Aber echt.
Und das reicht.

Du wirst lernen, dass Tränen nicht schwach machen,
sondern ehrlich.
Dass Freundschaft nicht vergeht,
auch wenn Jahre dazwischen liegen.
Und dass du selbst ein Geschenk bist –
für andere,
und irgendwann auch für dich selbst.

Wenn du mal zweifelst,
lies diesen Brief.
Und denk daran:
Ich bin du.
Und ich bin stolz auf dich.

In Liebe
**Dein älteres Ich**


Antwort von meinem jüngeren Ich

Hallo du – also, ich meine: Hallo ich.
Du bist wirklich ich? Mit grauen Haaren und Geschichten im Gepäck?
Ich hätte nie gedacht, dass wir mal so weit kommen.
Und ehrlich gesagt: Ich bin beeindruckt.

Du hast Dinge erlebt, die ich mir nicht mal ausmalen konnte.
Du hast geliebt, verloren, geträumt, gezweifelt –
und trotzdem bist du noch da.
Mit Herz. Mit Humor. Mit Worten, die berühren.

Ich sehe dich weinen beim Schreiben.
Und ich will dir sagen:
Ich bin stolz auf dich.
Auch wenn du manchmal dachtest, du wärst nicht genug –
du warst immer mehr, als ich mir je erhofft habe.

Du hast Freundschaften gepflegt,
auch wenn die Wege lang wurden.
Du hast anderen geholfen,
auch wenn du selbst müde warst.
Und du hast nie aufgehört, zu fühlen –
selbst wenn es weh tat.

Ich bin froh, dass du mich nicht vergessen hast.
Dass du mir schreibst.
Dass du mich mitnimmst in deine Erinnerungen.
Denn ich bin der Anfang –
aber du bist das Wunder, das daraus wurde.

Bleib so.
Bleib weich.
Bleib du.

In kindlicher Bewunderung
**Dein jüngeres Ich**



🌾 **Epilog – Und ich bin noch immer hier**

Ich habe geschrieben.
Ich habe geantwortet.
Ich habe gestaunt über mich selbst –
über das, was war
und das, was bleibt.

Zwischen den Jahren liegt kein Bruch,
sondern ein Band.
Ein Faden aus Erinnerung,
aus Mut, aus Liebe,
aus allem, was mich getragen hat.

Ich bin nicht mehr die, die ich war.
Aber ich bin auch nicht weniger.
Ich bin gewachsen –
nicht nur älter,
sondern tiefer.

Und wenn ich heute zurückblicke,
dann nicht mit Bedauern,
sondern mit einem stillen Lächeln.
Denn ich habe gelebt.
Ich habe gefühlt.
Ich habe verbunden.

Und ich bin noch immer hier.
Mit offenen Händen.
Mit einem Herzen, das schreibt.
Mit einer Seele, die weiß:
**Das Beste ist nicht vorbei.
Es beginnt gerade erst.**


© Monika Müller