Junge, geh nicht in den Krieg

Junge, schnür nicht deine Stiefel
lass das Gewehr dort, wo es liegt.
Die Fahne weht im kalten Winde,
wenn über dich sich Ruhe wiegt.

Sie sagen dir, du sollst dich ehren
für Heimat, Stolz und Vaterland.
Doch wer das Leben kennt, muß hören,
kein Ruhm ist mehr als loser Sand.

Der Krieg, mein Kind, kennt keine Helden,
nur Wunden, die nie ganz verheilen.
Die Lieder, die von Siegen melden,
verblassen zwischen Grabeszeilen.

Dein Lachen ist zu jung zum Schweigen,
dein Herz zu frei für kaltes Siegen
Lass deine Träume Flügel zeigen,
statt in Staub und Schutt zu liegen.

Komm, bau statt Gräben lieber Brücken,
setz Hoffnung dort, wo man um Frieden betet.
Denn wahre Stärke liegt im Rücken,
der trägt und nicht den Nächsten tötet.

Drum Junge, höre nicht auf Stimmen,
die schreien, du sollst kämpfen gehn.
Das Leben will dich ganz mit Sinnen.
Nicht als Soldat. Du sollst als Mensch bestehn.

© Hartmut Otto