Das Fernsehprogramm entsprach nicht seinen Vorstellungen an dem besagten Abend. So ›zappte‹ er mit seiner Fernbedienung Lust und freudlos durch 32 unterschiedliche Programme, ohne dass er auch nur länger als drei Sekunden sich dem einen oder anderen Sender in Ruhe zu nähern versuchte. Immer wieder musste er sich eingestehen, dass seine kostbare Freizeit an diesem Abend nutzlos verstrich. Eine andere Tätigkeit, die ihm das Gefühl des Wohlbefindens vermittelte, war nicht in Sicht. Auch als sein Auge auf den großen Bücherschrank fiel, der fast die ganze Breite einer Wandseite einnahm, und einer Stadtbücherei an Attraktivität nicht nach stand, fand er keine Muse für den angebrochenen Abend. Seine Konzentration liess nach, seine Gedanken wurden immer träger und seine Augenlider immer schwerer. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr zeigte ihm die Zeit an! 22:00 Uhr! Zu spät für kraftvolle Aktivitäten und zu früh, um schlafen zu gehen. Gerade als er sich entschloss einen Whisky zu trinken, riss der schrille Ton des Telefons ihn aus seinen Gedanken und er erschrak. Um diese Zeit? Wer ist das? Beantworten konnte er die Fragen nur, wenn er sich auf das störende Element einließ.
Er murrte: „Ich hier, wer da?“ „Ich bin es! Wölfchen! Erkennst du mich nicht?" „Wölfchen?“ "Ja, dein alter Freund, dein Schulkamerad! Erinnerst du dich? Du warst Geronimo und ich Cochise, zwei Indianerhäuptlinge, klingelt es jetzt bei dir?“ "Wölfchen natürlich, ich habe jahrelang von dir nichts mehr gehört. Du bis im Ausland, sagte man mir." "Ja, das stimmt, doch vergessen habe ich euch nie, aber wie es im Leben so ist, na du weißt ja? Nun bin ich wieder hier in unserem Heimatort und wohne bei meiner Schwester. Warum ich jetzt anrufe, Achim? Ich möchte dich gerne sehen." "Gerne Wölfchen, morgen nach der Arbeit gegen 18:00 Uhr im Stadtkaffee?" „Nein, Achim, das meine ich nicht. Ich möchte dich jetzt sehen und sprechen. Heute noch, heute Abend." „Heute noch? Wölfchen weißt du, wie spät es ist?“ „Ja, ich weiß das! Lieber Achim, ich möchte dich heute noch sehen, bitte! Es ist wirklich wichtig, nur heute, nur einmal, nur jetzt!“ "Das ist schade, Wölfchen, aber heute geht es nun wirklich nicht, das ist zu kurzfristig. Meine Frau liegt schon im Bett, ihr geht es nicht gut und ich sollte mich auch dorthin begeben. Morgen Wölfchen nehme ich mir Zeit, morgen sprechen wir über alles, OK?" „Achim, ich brauche dich wirklich, bitte komm, noch heute, jetzt, gleich, bitte, in Anbetracht unserer alten Freundschaft.“ „Bei aller Sympathie, Wölfchen, morgen ganz bestimmt, nach der Arbeit um 18.00 Uhr.“ Heute kann ich einen Besuch wirklich nicht mehr verantworten. Auf morgen freue ich mich sehr. Nach den vielen Jahren kommt es auf einen Tag auch nicht mehr an.“ „Schade, Achim, aber es ist OK! Ich wünsche dir nur das Beste, mach's gut."
So verstrich die Nacht! So begann auch der nächste Morgen. Achim war sich nicht sicher, ob er seinem Freund den Treffpunkt genau mitgeteilt hatte und er wählte die Telefonnummer von Wölfchens Schwester, um an das gestrige Telefonat anzuknüpfen. Die Stimme der Schwester war leise. Sie weinte förmlich ihre Worte ins Telefon.
„Du kommst zu spät. Mein Bruder lebt nicht mehr. Er ist gestern Nacht verstorben. Er war unheilbar krank. Du kommst zu spät, Achim. Er hat dich gestern gebraucht. Du kommst zu spät!“
Nun, man kann verstehen, dass Achim nicht gleich bei Fuß war, aber wenn jemand so eindringlich bittet, dann sollte man sich darauf einlassen, denn nicht umsonst hat Wölfchen quasi um ein sofortiges Treffen gebettelt.
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