Mein Mann und mein Neffe, der in München studiert, haben mich gleich von der Arbeit abgeholt. Es geht zur Geburtstagsfeier meines Vaters. Unsere Kinder können leider nicht mitfahren, weil sie beide am Samstag arbeiten müssen. Vor mir ein Lichtermeer von roten Lichtern. Neben mir ist das Lichtermeer weiß. Wir fahren auf der Autobahn und bewegen uns eher langsam vorwärts. Sicher geht es wieder schneller, wenn wir Nürnberg mit seinen Autobahnkreuzen passiert haben. Es ist schon länger dunkel, so dass ich nicht mehr lesen kann. Mein Mann ist ein guter und erfahrener Autofahrer im Gegensatz zu mir. Wir werden gut ankommen. Ich betrachte die Autofahrerei im Moment mit etwas Skepsis, und dass nicht nur, weil mein geliebter einundzwanzigjähriger Audi seit über einem Vierteljahr zur Reparatur weilt und immer neue Mängel entdeckt werden, die einer erfolgreichen TÜV-Untersuchung entgegenstehen. Ich fahre jetzt den kleinen Fiat Panda, der dem Freund unserer Tochter gehört. Ich muß zugeben, dass er auch seine Vorteile hat, besonders beim Wenden und Einparken. Inzwischen sind wir schon ein gutes Team. Zur Arbeit muß ich jeden Tag durch den Ebersberger Forst fahren. Das sind gut 10 Kilometer geschlossenes Waldgebiet. Vor einiger Zeit hat man die Bäume, die unmittelbar am Straßenrand auf kleine Stümpfe gefällt. Nur den dicken Baum, an dem im April 2009 zwei junge Männer aus unserer Kreisstadt tödlich verunglückten, hat man auf etwa zwei Meter stehen lassen. Ihn zieren zahlreiche Fotos. Die stets mit vielen Blumen und einem Holzkreuz geschmückte Gedenkstätte fällt mir jeden Tag auf der Hinfahrt auf. Es gibt noch zwei weitere, weniger auffällige Kreuze im Forst. Am Montagabend hat man im Wald ein völlig zertrümmertes Auto gefunden. Der zweiunddreißigjährige Fahrer aus dem Landkreis hatte keine Überlebenschance. Nur einen Tag später, als ich von der Arbeit nach Hause fuhr, ist auf der Gegenseite wieder ein Unfall passiert. Mir kamen zahlreiche Einsatzfahrzeuge und Krankenwagen entgegen. Gestern, als ich nach Ebersberg fuhr, kam ich gerade noch an einem Unfall an der Ampelkreuzung vorbei, wo erst im Juli ein siebenjähriger Junge, der im Auto seiner Mutter mitfuhr, seinen schweren Verletzungen erlegen ist. Jetzt kommen uns weitaus weniger Fahrzeuge entgegen. Auch die drei Spuren auf unserer Seite haben sich gelichtet. Wir sind inzwischen an der Ausfahrt Schleiz, und jetzt blinken die Lichter vor uns wieder auf, es geht nur langsam weiter. Die drei Spuren werden auf eine reduziert. Allmählich rollt der Verkehr wieder. Wir werden bald am Ziel sein und meinem Vater seine Geburtstagsgeschenke überreichen können.
Liebe Ingrid man erlebt schon so einiges wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Ich hatte heute drei mal Glück und konnte noch Rasern die auf der Gegenspur fuhren ausweichen. Denen hilft es auch nicht wenn man alle Bäume an den Straßen fällen würde, dann kämen die in der Reihe weiter hinten dran. Schlimm ist nur wenn Unschuldige dabei geschädigt werden. LG Heike
Liebe Ingrid das sind Gedanken, die mir auch immer wieder kommen Und ich bin jedesmal dankbar, wenn meine Lieben wieder heil zu Hause angekommen sind. Manchmal ist es nur Glück. Kürzlich erst ist hier in der Nähe eine junge Frau umgekommen, weil ein Fahrzeug auf ihrer Seite entgegen kam. Sie konnte nicht mehr ausweichen. Dann denke ich: Wieso war diese Frau gerade zu diesem Zeitpunkt auf dieser Straße unterwegs? Liebe Grüße, Greta
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