Es war kurz vor 15 Uhr, als die Klingel schrillte. Kalle trank rasch, er wußte schon gar nicht mehr wievielten Whisky an diesem Tag aus, ließ das leere Glas im Küchenschrank verschwinden und eilte zur Tür. Er öffnete und freute sich aufrichtig, seinen Freund Alex zu sehen. Alex betrat den Flur und sie umarmten sich innig. Kalle blickte auf seinen Freund herab und bemerkte zynisch grinsend. "Du siehst echt blendend aus!", während er Alex' Bauch tätschelte. Alex war es leid. Es grämte ihn ohnehin selbst schon sehr, dass er in letzter Zeit zugenommen hatte, und er wollte es nicht auch noch ständig von anderen hören. Er war zornig, und er wollte Kalle ebenfalls kränken. Er spürte ein Bedürfnis danach. Er sah ihn scharf an, und seine goldbraunen Augen schienen Haß zu versprühen, was Kalle erschrecken ließ. "Und du mein Freund", schrie Alex hysterisch. "Du siehst verdammt schlecht aus, als hättest du nächtelang durchgesoffen und was weiß ich was getrieben. Du solltest mal wieder etwas kürzer treten. Du machst dir dein Leben kaputt!" Alex spürte deutlich, dass wider Willen die Sorge um seinen Freund die Oberhand gewann. Als er in Kalles blaugraue Augen geblickt hatte, war ihm eine Teilnahmslosigkeit aufgefallen, die ihn erschreckt hatte. Kalle wandte sich ab. "Verdammt!", rief er gereizt. "Du hörst dich an wie mein Alter!" Alex trat einen Schritt auf ihn zu. Er roch Kalles Whiskyfahne, und das am frühen Nachmittag. Er hatte geglaubt, einen positiven Einfluss auf Kalle auszuüben. Er hatte doch tatsächlich gehofft, sein Freund würde eIhnen vernünftigen Weg einschlagen, wenn er bei ihm wohnte. Jetzt überkam ihm die schmerzliche Erkenntnis, dass er Kalle wahrscheinlich einen leichten Weg ins Verderben geebnet hatte. Er hatte die Wohnung seines Vaters verlassen, weil es hier, und das um so mehr, da Alex häufig abwesend war, einfach war, das zu tun, was Kalle wollte. Und das war genau das, was ihm nicht gut tat. Alex mußte erkennen, dass er sich eine Verantwortung aufgebürdet hatte, der er niemals gerecht werden konnte. Ihn überkam erneut das betäubende Gefühl, das ihn heimgesucht hatte, als er erfahren mußte, wie liebevoll Petra mit ihren Kommilitonen umging. Er packte Kalle unsanft bei den Schultern. " Ich habe dir vertraut, Kalle, und ich habe dir dieses Asyl nicht gewährt, damit du dich hier willkürlich volllaufen lassen kannst. Ich bin die nächsten vier Wochen in Köln. Wenn ich sehe, wie du die Wohnungin den letzten paar Tagen heruntergewirtschaftet hast, wie soll das in einem Monat aussehen?" Kalle senkte schuldbewußt den Blick. "Das ist nicht in Ordnung. Ich weiß, ich bin liederlich. Aber ich habe ein Essen für uns vorbereitet." Kalle konnte trotz seines benebelten Zustandes einschätzen, dass es weit günstiger für ihn war, wenn er sich mit Alex versöhnte. Er hatte geglaubt, Alex mit der Mahlzeit locken zu können, aber der reagierte überraschenderweise widerwillig. "Ich habe keinen Hunger. Mein Gott, ich muß kürzer treten. Das hast du mir doch vorhin selbst zu verstehen gegeben." Kalle grinste. "Ach Quatsch, so habe ich das nicht gemeint. Ich finde, du siehst wirklich phantastisch aus!" Alex war sich nicht im Klaren, ob er sich geschmeichelt fühlen sollte, aber er wußte, dass er eigentlich einen Heißhunger verspürte, zumal er heute nur eine Semmel gefrühstückt hatte aus Kummer, Petra verlassen zu müssen. "Ja", lenkte er ein. "Dann essen wir erstmal. Ich glaube, das tut uns beiden gut." Kalle begab sich erleichtert in die Küche, um das Essen aufzuwärmen, während Alex sich anschickte, den Tisch zu decken.
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